Moderne Apostel, Steve Atkerson

 

Als Jesus seine 12 Jünger auswählte und sie als Apostel einsetzte, hatte er mehrere Gründe dafür. Ein Grund war, dass sie Ihn später selbst repräsentieren sollten. Er sagte: „Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf und wer euch nicht aufnimmt, der nimmt auch mich nicht auf“ (Mt.10,40). Jesus versprach den Zwölfen auch : „der heilige Geist wird euch alle Dinge lehren und er wird euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh.14,26). Nach der Himmelfahrt Jesu versuchten die ersten Gläubigen nicht allein nach dem zu leben, was Jesus gesagt hatte, sondern sie konzentrierten sich mehr auf die „Lehre der Apostel“ (Apg.1,42). Diese Lehre war identisch mit dem, was Jesus gesagt hatte. Als Paulus die Brüder in Galatien besuchte, nahmen sie ihn auf, als ob er Jesus Christus selbst wäre (Gal.4,14). Im Korintherbrief sehen wir, dass der Apostel wirklich als Jesu Repräsentant galt und auch so redete: „was ich euch schreibe, ist des Herrn Befehl  (1.Kor.14,37). Kein Wunder, dass es nur wenige gab, die mutig genug waren, den Mantel eines Apostels zu beanspruchen. Aus der Schrift können wir zwei Typen von Aposteln unterschieden. Zuerst sehen wir die Apostel, die physisch die Gegenwart des Herrn und seine Auferstehung miterlebt hatten und die ganz persönlich von ihm ausgewählt und trainiert wurden. Sie prägten die ersten geistlichen und kirchlichen Normen der frühen Gemeinde. Sie waren die Autoren und Prüfer aller Bücher des neutestamentlichen Kanons der Bibel. Als persönliche Augenzeugen Jesu standen sie bei den Gläubigen in  besonderer Achtung. Der zweite Typ von Aposteln, zu denen Jakobus, der Bruder Jesu, Paulus, Barnabas, Timotheus, Titus, Judas, mit dem Zunamen Barsabas, und Silas, Andronicus and Junias, Apollos u.a. gehörten, bezogen sich im wesentlichen auf das, was Jesus gesagt hatte und auf die Lehren der 12 Apostel.   Die Gemeindegründer (pflanzer) von heute, die modernen Apostel, sind wie der zweite Typ von Apostel, sie bauen aber zusätzlich auf den Traditionen ihrer Vorläufer auf. In der deutschen und englischen Bibel ist das Wort “Apostel” eine Ableitung des griechischen Wortes “apostolos”. In der wörtlichen Übersetzung heißt es “Gesandter, Botschafter, Bote, der Gesendete (New International Dictionary of NT Theology, Brown). Das Verb “apostello” trägt die Bedeutung “gesandt mit einem besonderen Zweck”- auch kann das Verb bedeuten „jemand der beauftragt ist“ oder „der bevollmächtigte Bote“ (New Bible Dictionary, Davis, 57-60). Jerome, der das NT vom Griechischen ins Lateinische übersetzte, sah in dem Wort „apostolos“ die Wurzel des lateinischen Wortes „missio“ (das Grundwort für Missionar). Ist dir jemals aufgefallen, dass das Wort „Missionar“ nirgendwo in der deutschen und englischen Bibel zu finden ist. Trotzdem glauben die evangelikalen und charismatischen Christen, dass es Missionare gibt, weil der Missionar das dynamische Äquivalent für den Apostel ist. Ja natürlich, die Rechtfertigung für die Existenz der Missionare in unserer Zeit liegt in diesem neutestamentlichen Muster und in unserem Wissen über die Existenz und der Wirkung der Apostel. Moderne Gemeindegründungsbewegungen müssen sich auf das apostolische Muster beziehen, das wir in der Bibel vorfinden. Apostel wurden ausgesandt, um in bisher unerreichten Gebieten Gemeinden zu pflanzen, die Christen in den Gemeinden zur Reife zu führen und dann wieder zu gehen. Gemeindepflanzer sind wahre Apostel und sie werden heute genauso gebraucht, wie im ersten Jahrhundert. Nun, wie sollte unser moderner Apostel seinen Dienst ausführen? Was die zwölf ersten Apostel betrifft können wir sagen, dass die meisten von ihnen mehr als 17 Jahre von Jerusalem aus tätig waren, um Verlorene zu retten und schon Bekehrte im Glauben zu festigen. (Apg.1-7; 8,14; Gal. 1,11; 1,18; 2,1; 2,9 und Apg. 21,17-18). Gelegentlich unternahmen sie kurze Missionsreisen, die über Judäa hinausgingen. Nur Jakobus blieb immer am Ort. Auf jeden Fall charakterisierte die dauernde Bewegung den Dienst der ersten Apostel, was bei den späteren Aposteln noch mehr zu sehen ist. Sie zogen umher, verkündeten das Evangelium und organisierten die Gemeinden. Sie ließen sich an keinem Platz dauerhaft nieder. Das ist natürlich weit entfernt von dem, wie heute Mission betrieben wird. Gelegentlich wurden eine zeitlang Trainingsstops an strategisch wichtigen Orten gemacht, doch dann verließen sie den Ort wieder. Zum Beispiel hielt sich Paulus etwa eineinhalb Jahre in Korinth, zweieinhalb Jahre in Ephesus und zwei Jahre in Rom auf. Er schaffte es immer wieder, der Versuchung, länger zu bleiben, zu widerstehen. Timotheus wurde von Paulus angewiesen in Ephesus zu bleiben, um gegen die falschen Lehrer vorzugehen, aber als die Aufgabe erledigt war, empfahl er ihm, noch vor dem Winter zurückzukommen (2.Tim. 4,21). Entgegen dem, was oft angenommen wurde, war Timotheus als Apostel und nicht als Pastor in Ephesus tätig. Ein anderes Beispiel ist Titus. Er sollte in Kreta noch alles in Ordnung bringen und Älteste in jeder Stadt einsetzen und wenn das erledigt war, sollte er abreisen und sich wieder Paulus in Nicopolis anschließen (Tit. 3,12). Was hat denn die frühen Apostel motiviert, dauernd herumzureisen? Es war in erster Linie die dringende Aufgabe, die unerreichten Gebiete zu evangelisieren. Zu Timotheus sagte Paulus „Tu das Werk eines Evangelisten“. Die Apostel waren diejenigen, die das Evangelium verkündeten. (1.Kor. 9,14; 2.Tim. 4,5) und in den neuen Gebieten Gemeinden pflanzten. Ein anderer Grund war, die Christen in den neuen Gemeinden zu stärken und aufzuerbauen  (Eph. 4,11-13). Ein Hauptunterschied zwischen einem Ältesten und einem Apostel ist, dass der Dienstbereich eines Ältesten allein auf die Gemeinde am Ort beschränkt ist, während das Arbeitsfeld eines Apostels universal verstanden wird und zeitlich begrenzt ist. Wenn ein Apostel Älteste trainiert und eingesetzt hat, zieht er weiter. Von diesem Zeitpunkt an ist es die Aufgabe der Ältesten die Gemeinde zu lehren und zukünftige Älteste zu finden, mit der gelegentlichen Hilfe eines Apostels, der gerade vorbeikommt. Wir glauben, dass die ganze Bibel durch den Heiligen Geist inspiriert ist. Dazu zählt auch das, was über den Dienst der Apostel und der Ältesten geschrieben steht. Wenn wir es befolgen, wird es zu unserem Vorteil, wenn nicht, dann gereicht es uns zum Nachteil. Die Existenz mobiler und reisender Gemeindearbeiter ist in der Bibel festgehalten. Praktisch jede Gemeinde, die im NT erwähnt wird, wurde von apostolischen Teams gegründet und hielt die Beziehung zu diesen Teams danach noch jahrelang aufrecht. Reisende Gemeindearbeiter sind für die Gemeinde wie das Blut in einem Körper. Ihr Dienst ist Teil von Gottes Design für eine wachsende und gesunde Gemeinde. Gemeindepflanzer bestehender Gemeinden ziehen aus und pflanzen in unerreichten Gebieten neue Gemeinden, das ist das neutestamentliche Muster. Diese Dienste brauchen wir auch heute. Die modernen Apostel können auch bestehenden Gemeinden dienen, in dem sie ihnen helfen, in einer soliden und praktischen Lehre gegründet zu sein. Sie dienen als apostolische Lehrer in „Schulen auf Rädern“, sie trainieren und bilden Gemeindeleiter für ihre lokale Aufgabe aus (1.Tim.1,3; 3,14-15; 4,1-6,13; 2. Tim.1,13; 2,1-2,14; 4,1-5; Tit.1,5; 2,1-15).  

Apostel des 21. Jahrhunderts müssen Diener der Gemeinden sein und nicht Herren, die über sie regieren. Obwohl sie anfänglich über die neuentstandenen Gemeinden die natürliche und ein-flussreiche Autorität eines Ältesten haben,  sind die modernen Apostel im Rang nicht höher als Älteste. Sie sind nicht wie die ersten 12 Apostel, denn wir müssen bedenken, dass der selbe Glaube für alle Heiligen gegeben wurde. (Judas 3). Keine neue Lehre ist mehr notwendig, kein neuer Brief muss geschrieben werden und wir brauchen keine neue Theologie, außer die, die uns durch die 12 Apostel überliefert wurde. Die Lehre eines Gemeindepflanzers muss deshalb mit den vorausgegangenen Überlieferungen und Offenbarungen der Zwölf übereinstimmen. Kein Zweifel, es werden bestimmt falsche Apostel kommen, deshalb müssen wir wie die Epheser sein, die jene Apostel geprüft und sie für falsch befunden hatten (Ofb.2,2). Moderne Apostel sind wie Paulus, Barnabas, Timotheus, Titus und Epaphroditus – sie sind Gemeindepflanzer, ausgesandt zu evangelisieren, Gemeinden zu starten, Jünger zu machen, Leiter zu entdecken und zu trainieren um dann an einen anderen Ort weiterziehen. Ihre Existenz und ihr Dienst ist für die heutige Gemeinde sehr wichtig. Kannst du eine Gemeinde ohne einen Apostel beginnen? Ja, vielleicht. Kann eine existierende Gemeinde ohne apostolischen Einfluss existieren? Ja, vielleicht. Kann eine Gemeinde ihre eigenen Ältesten, ohne Hilfe der Apostel einsetzen? Ja,  vielleicht. Aber das alles ist mühsam und geht viel einfacher, wenn es apostolische Arbeiter gibt, die sich um diese Dinge kümmern.

Zusammenfassung   Was eine Gemeinde nicht braucht sind:

1. So genannte Apostel, die versuchen über die Gemeinde wie ein Herrscher zu regieren. Apostel sind Diener der Gemeinde (Kol.1,25; 2.Kor.13,4). Die Apostel sind dafür da, die lokale Leiterschaft zu stärken, nicht zu ersetzen.

2. Apostel, die in den Treffen der Gemeinde dominieren und die diese zu einer Ein-Mann-Show machen. Ein Apostel ist wie ein Coach und nicht wie die Spieler. Die Gemeinde gehört den Brüdern und nicht dem Apostel. 3. Apostel, die nur von der Gemeinde leben. Apostel haben das Recht auf Unterstützung, aber sie sollten auch bereit sein, ihren Unterhalt selbst zu verdienen. 4. Apostel, die mit dem Wort Gottes Geld verdienen wollen und Schulen beaufsichtigen wollen.   Was die Gemeinde dringend braucht: 1. Wir müssen dafür beten, dass Gott moderne Apostel aufstehen lässt, die anfangen biblische Hausgemeinden zu pflanzen (Mt.9,37-38). Frage Gott, und (oder) andere Gläubige, ob du einen Ruf für den apostolischen Dienst hast. Es kann sein, dass du selbst die Antwort auf dein Gebet bist. 2. Bete für die, die bereits evangelistische Arbeit tun (Eph. 6,19-20; Kol. 4,2-4). 3. Gib Geld, um vollzeitliche Apostel (und Evangelisten) zu unterstützen (1.Kor.9,14).

4. Sei offen für den Dienst und die Hilfe des apostolischen Dienstes. Der Einfluss reisender Apostel kann einer Hausgemeinde wesentlich beim Wachstum behilflich sein. Durch den Dienst der Apostel kann die Hausgemeinde an einem intakten Netzwerk angeschlossen werden. Isolierte Gruppen verfehlen Gottes Perspektive für sein Reich.

 

frei übersetzt von Richard Schutty nach einem Artikel von Steve Atkerson.