Der Fünffältige Dienst: Die Geschichte einer Doktrin, Frank Viola

In fast jeder Stadt wo ich bisher gesprochen habe, wurde ich gefragt, „Frank, glaubst du an den 5-fältigen Dienst? Und glaubst du, dass Gott die Dienste, wie sie in Epheser 4 beschrieben werden wiederherstellt? In diesem Artikel, will ich darauf eine Antwort geben. Ich nehme Bezug darauf, was man allgemein unter dem fünffältigen Dienst versteht und will da beginnen.

Worüber sprechen wir eigentlich? Sprechen wir über die 200 Jahre alte Doktrin der Wiederherstellung des fünffältigen Dienstes? Oder sprechen wir über die Auferstehungsgaben, von denen Paulus in Epheser 4, 9-16 redet? 

Im England des 19. Jahrhunderts waren die Christen bereit, apokalyptischen Prophetien über das kommende Zeitalter zu folgen. Der Umbruch, der durch die französische Revolution geschah, bewirkte im Volk Gottes ein starkes Verlangen nach Frieden unter der Herrschaft Gottes mit dem Herrn Jesus Christus, der alle Dinge in Ordnung bringen würde. Im Jahre 1824 begann der Presbyterianische Pastor James Irving in Schottland über den fünffältigen Dienst zu lehren, dass die Apostel, Propheten, Evangelisten, Pastoren und Lehrer aus der Kirche verschwunden seien und ihre Erneuerung notwendig sei. Entsprechend seiner Lehre würde sich ihre Wiederherstellung in der kommenden Zeitenwende im Königreich Gottes auf Erden ereignen. Als Folge von Irvings Lehre gründeten er und seine Gefolgsleute 1832 die Katholisch Apostolische Kirche. Der Hauptzweck war die Wiederherstellung des fünffältigen Dienstes für das kommende Königreich. Die Kirche ordinierte zwölf Apostel die das Äquivalent der letzten Tage zu den zwölf Aposteln Jesu am Anfang sein sollten. Henry Drummond, ein wohlhabender Bankier aus England, wurde der Leiter dieser Kirche. Drummond selbst nahm die höchste Position ein ... der „Apostel von Schottland“. Es wurde prophezeit, dass diese zwölf Apostel die letzten Apostel vor der Wiederkunft Christi sein würden. (Das war ein Rückschritt zu Mani von Persien, der im dritten Jahrhundert lebte und sich selbst als „Apostel des Lichtes“ bezeichnete, dem letzten Apostel Jesu auf Erden. Schließlich starben diese zwölf Apostel, der letzte starb 1901. Entsprechend ihres Todes starb auch die Kath. - Apostolische Kirche in England. In Deutschland starb sie jedoch nicht – sie ordinierte zwölf weitere Apostel und gab sich den Namen Neu- Apostolische Gemeinde. 

Ein ehemaliger Priester der Kongregationalisten namens John Alexander Dowie gründete1896 die Christlich Katholische Kirche und wurde ihr erster Bischof. Mit 5000 Nachfolgern gründete er 1901 die Stadt Zion im Nord-Osten von Illinois und führte sie wie eine puritanische Theokratie. 1904 offenbarte er, dass er den göttlichen Auftrag erhielt, der „Erste Apostel“ zu sein. Er forderte seine Nachfolger heraus, sich an der vollen Wiederherstellung der apostolischen Christenheit zu beteiligen. 1906 brach die Gemeinschaft in der Stadt Zion zusammen. In den folgenden Jahren verschlechterte sich Dowies Gesundheitszustand immer mehr, bis er starb. 

Durch die im gleichen Jahr folgende berühmte Erweckung in der Azusa Street und der mächtigen Ausgießung des Heiligen Geistes bekam der Glaube an die Wiederherstellung des fünffältigen Diensts als Zeichen für die Wiederkunft Christi, neue Kraft. Das brachte eine neue Generation von Aposteln hervor: Luigi Francescon der Apostel von Italien, Ivan Voronaev der Apostel der Slaven und T.B. Barratt der Apostel von Europa waren nur einige von ihnen. Pfingstliche Gemeinden in Wales, Neu Seeland, Australien, Canada und den Vereinigten Staaten wählten und ordinierten Apostel um ihre Denominationen zu leiten.

Die Jahre gingen dahin und die Doktrin von der „Wiederherstellung des fünffältigen Dienstes“ geriet in Vergessenheit. Aber 1948 trat sie wieder in Erscheinung, als sich die Erweckung in Sharon Orphanage in North Battleford Saskatchewan, Canada ausbreitete.

Dann war es die Neue Ordnung der so genannten Spät- Regen- Bewegung, sie prophezeite die Wiederherstellung des fünffältigen Dienstes, um die Offenbarung der Söhne Gottes auf Erden vorzubereiten. 

Und wieder geriet die Doktrin von der Wiederherstellung des fünffältigen Dienstes in Vergessenheit, bis ihr in der Charismatischen Bewegung in den 60er Jahren neues Leben gegeben wurde.

Und erneut wurde sie schwächer, bis sie in den 90er Jahren von einer neuen Gruppierung wieder mit frischem Elan zum Leben erweckt wurde.1996 leitete Peter Wagner eine Konferenz am Fuller Thelogical Seminary mit dem Titel „Nationales Symposium der nachdenominationellen Kirchen“. Diese Konferenz legte den Grund für eine neue Bewegung, die Neue Apostolische Bewegung, welche gemäß Wagner, den ganzen Globus mit einer neuen Art von Gemeindebau überziehen wird. Die Gemeinden, die Teil dieser Bewegung sind, werden neue Apostolische Gemeinden genannt. 1999 versuchte Wagner die Bewegung unter dem Namen Internationale Koalition der Apostel zu organisieren, wobei Wagner als der „Präsident Apostel“ gilt. Die Bewegung hat das Ziel, den fünffältigen Dienst zu erneuern. Das kommt uns bekannt vor. Um das Ganze noch abzurunden, diese Gemeinden der neuen Apostolischen Bewegung sind charismatisch- institutionelle Gemeinden, ausgestattet mit dem Amt eines modernen Pastors (nun wird er Apostel genannt), mit Sonntags- Gottesdiensten, Kanzel, Kirchenbänken, Gemeindehäuser, einer 500 Jahre alten Ordnung für Lobpreis, Musik geleitet durch ein Lobpreisteam etc. Tatsache ist, dass die Doktrin von der Wiederherstellung des fünffältigen Dienstes mehr als 180 Jahre alt ist und von Bewegung zu Bewegung immer wieder neu verpackt wird.  

Den Wagen vor das Pferd gespannt

Also, ist Gott jetzt dabei, den fünffältigen Dienst wiederherzustellen? Meinem Erachten nach ist das die falsche Frage. Damit wird der Wagen vor das Pferd gespannt. Die Auferstehungsgaben aus Epheser 4 sind „begabte Menschen“, die dem Leib Christi als normaler Auswuchs gegeben wurden – sie sind das Produkt eines authentischen Gemeindelebens. Das ist auch der Fall mit allen anderen Gaben, die im Neuen Testament erwähnt werden.Insgesamt benennt das Neue Testament 20 Gaben (Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten, Lehrer, Evangelisten, Wort der Weisheit, Wort der Erkenntnis, Glaube, Weissagung, Heilung, Unterscheidung der Geister, Wunderwirkung, Sprachen, Auslegung der Sprachen, Hilfeleistung, Administrieren, Dienen, Ermutigen, Geben und Barmherzigkeit.) Wenn sich eine Gruppe Gläubiger mehr um Jesus Christus versammelt anstatt um eine Doktrin, um ein theologisches System oder um bestimmte Glaubenspraxis, und sie vermeiden ein klerikales System (wie der moderne Pastor oder eine Gruppe Ältester, die ihn dominieren), dann wird allmählich die Gemeinde alle Geistesgaben und auch die begabten Personen hervorbringen, die in der Mitte des Leibes Jesu schon vorhanden sind.

Es ist kein Versehen, dass Paulus das Bild vom physischen Leib als eine Metapher gewählt hat, um zu beschreiben, wie der Leib Christ funktioniert. Wenn ein Mädchen geboren wird, sind die meisten ihrer Fähigkeiten noch nicht präsent. Sie kann weder Fahrrad fahren, Zahlen subtrahieren oder addieren, mit Messer und Gabel essen, noch kann sie sich selbst anziehen. In ihrem Leib jedoch hat sie den genetischen Code, der die physische Entwicklung für all diese Fähigkeiten hervorbringen wird. Wenn sie genügend ernährt und gefördert wird, werden sich allmählich all die Fähigkeiten, die in ihr sind auf eine natürliche Weise entwickeln, sie wird hineinwachsen. Warum? Sie sind organisch in ihrer Art als Mensch angelegt.In gleicher Weise besitzt eine Gemeinde, die geboren wird, in ihrer geistlichen DNA alle Gaben, die auch in Christus sind. Aber die Gemeinde braucht Zeit, um diese zu entwickeln. Was deshalb mehr  notwendig ist, ist die Wiederherstellung der Erfahrung des Leibes Christ. Und genau das ist es, was Gott in unserer Zeit, wie in jeder anderen Zeit auch, wiederherstellen will und wollte.Wenn wir entdecken, wie aus Gottes Perspektive eine Gemeinde geboren wird ... und wie sie ernährt und gepflegt wird, ... dann werden wir auch die Wiederherstellung aller Gaben sehen, die in Christus sind und wie es Gottes Absicht ist, sie zum Ausdruck zu bringen. 

Im meinem Buch So, du willst eine Hauskirche beginnen,  Gemeindegründung heute, im Stil des ersten Jahrhunderts, spreche ich im Detail darüber, wie Gemeinden im ersten Jahrhundert entstanden und wie sie gepflegt wurden. Das Buch ist eine tiefgehende Abhandlung über den apostolischen Dienst und ein wirksames Heilmittel für Christen, die an Apostelitis leiden. Es ist auch ein ernster Appell an die Hauskirchenbewegung einen fehlenden Bestandteil hinzuzufügen. Fast zwanzig Jahre lebe ich schon als Christ außerhalb der institutionellen Gemeinde. Und eine der Entdeckungen, die mich am meisten begeistert ist, zu sehen, wie die Gaben des Heiligen Geistes in einer organischen Umgebung funktionieren im Gegensatz zu dem, wie sie sich in der pfingstlich/ charismatischen Welt manifestieren. Die Gabe der Weissagung zum Beispiel, die aus dem Boden eines authentischen Lebens als Leib Christi kommt, sieht grundlegend anders aus, als wie sie in einer pfingstliche/ charismatischen Gemeinde verpackt wird.

Vergebt mir den persönlichen Bezug, aber es wird uns helfen den letzten Abschnitt besser zu verstehen. Um 1980 war ich Teil des spontanen Lebens einer Gemeinde. Die meisten unter uns kamen aus dem pfingstlich/ charismatischen Hintergrund. Wir funktionierten frei in den geistlichen Gaben, so wie es uns durch die traditionelle Weise beigebracht wurde. Einige Jahre später schloss sich uns eine Gruppe an, dessen Hintergrund anti- pfingstlich/charismatisch war. Was für ein Dilemma! Nach einer blutigen Gemeindespaltung zeigte uns der Herr in seiner Gnade, dass es für uns dringend angesagt ist, unsere Vorstellungen und Praxis der Geistesgaben zu Füssen des Kreuzes Christi niederzulegen. Es war für uns schwer, diese in den Tod zu geben. Ein Jahr später passierte etwas Bemerkenswertes. Die Gaben des Heiligen Geistes wurden in unserer Mitte zu neuem Leben erweckt. Jedoch sahen sie anders aus, verglichen mit dem, wie wir sie von damals kannten. Die pfingstliche/ charismatische Verpackung war absolut verschwunden. Was übrig blieb, war der reine Ausdruck des Heiligen Geistes, der den Herrn Jesus verherrlichte, offenbarte und erhob. Als Ergebnis kamen beide Gruppen in eine vereinigte Erfahrung des Wirkens des Heiligen Geistes. 

Die Frage, die deshalb folgen muss ist: Nehmen wir es wirklich ernst, neu zu entdecken, wie wir uns entsprechend der göttlichen Prinzipien und dem geschriebenen Wort Gottes um Jesus versammeln sollen. Oder ignorieren wir munter diese Prinzipien und halten uns für die nächsten 200 Jahre weiterhin an der Hoffnung fest (und prophezeien), dass eines Tages der „fünffältige Dienst“ wiederhergestellt sein wird.Wie gesagt,  durch das Hervorbringen der Auferstehungsgaben wird Gott das authentische Leben des Leibes Christi wiederherstellen. Die Auferstehungsgaben werden nicht auf eine magische Wiese erscheinen, weil jemand ein Buch geschrieben hat, in dem er prophezeit, dass sie bald in Erscheinung treten. Genauso sollten wir nicht glauben, dass sie wiederhergestellt werden, wenn jemand beansprucht, der „Erste“, der „Letzte“ oder der „Neue Apostel“ zu sein. Die Auferstehungsgaben werden auf natürliche Weise durch den Ausdruck des authentischen Lebens des Leibes Christi hervorkommen. Authentische  Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten/ Lehrer sind begabte Glieder, die in authentischen Gemeinden heranwachsen, nicht als Leiter, sondern als Geschwister, gleich in der Position zu allen anderen in der Gemeinde. Weil sie aus dem Boden der Gemeinde hervorkommen, sind sie getestet und auf Sicherheit für das Königreich Gottes und für die Kinder des Herrn geprüft. Ihr hervorstechendes Kennzeichen ist, dass sie den Herrn Jesus Christus verherrlichen, offenbaren und sichtbar machen. Sie zeigen klar den Herrn Jesus Christus in ungewöhnlicher Tiefe und in praktischer Erfahrung.Das ist das Erbe der Epheser 4 Auferstehungsgaben. Das galt für alle Apostel, Propheten, Evangelisten und Hirten/ Lehrer des ersten Jahrhunderts. Und Jesus Christus hat sich nicht geändert. 

Die Gefahr einer falschen Umgebung!

Was geschieht, wenn begabte Glieder des Leibes Christi von einer menschlichen Organisation ausgebildet werden, die mehr auf unbiblischen Traditionen aufbaut, anstatt dass sie aus dem organischen Wachstum des Leibes Christi hervorkommen? Die Antwort heißt? Mischmasch … mit einem großen M!Füge als Fußnote noch dazu: Unterfunktion. Was passiert, wenn du einen Eisbären aus seiner natürlichen Umgebung nimmst? Wenn sie überleben (und einige tun das), werden sie nicht mehr so funktionieren, wie Gott sie erschaffen hatte. Sie verlieren die Fähigkeit sich fortzupflanzen. Was passiert, wenn eine Löwe im Käfig aufwächst und von Geburt an gezähmt wird. Er verliert seinen Raubtierinstinkt. Sie verlieren etwas von ihren natürlichen Funktionen, die Gott in sie eingepflanzt hatte.In den letzten zehn Jahren habe ich viele Männer getroffen, die sich selbst als Apostel und Propheten ausgerufen hatten. Einige ... nicht alle ... waren wirklich begabt. Einige von ihnen hatten die Gabe zu lehren. Andere hatten echte Gaben der Heilung. Wieder andere arbeiteten in einem starken Wort der Erkenntnis. Einige von ihnen (solche, die ich niemals persönlich traf) waren mir auf meinem geistlichen Weg hilfreich, ich respektiere sie sehr. Aber die meisten von ihnen hatten keine wirkliche Tiefe in Jesus Christus und hatten nur wenig Verständnis und Verinnerlichung des Kreuzes Christi. Und keinen traf ich bisher, der Gottes leidenschaftlichen Traum und seine Herrschaftsabsichten verstehen konnte – Seine ewigen Absichten – die zentralen Anliegen all seines Arbeitens und Handelns innerhalb und außerhalb von Raum und Zeit. Und die meisten von ihnen, wenn ich wirklich ehrlich sein darf, waren sehr selbst- zentrierte Personen, fixiert auf ihre eigene Wichtigkeit.Warum denn das? Wegen der Institution die sie hervorgebracht haben. Oder in manchen Fällen, weil sie sich selbst, ohne andere Christen hervorgebracht haben. (Das Letztere ist eine noch mehr unnormale Umgebung zum Aufwachsen.)“ Wer sich absondert, sucht sein Begehren, gegen alle Umsicht platzt er los“ Sprüche 18,1.) Um es in einem Satz zu sagen, dieser Mann ist nicht in einer geeigneten Umgebung aufgewachsen. Nur wenige, wenn überhaupt einer, sind im echten Leben des Leibes Jesu aufgewachsen, wo sie einfach Brüder unter anderen Brüdern waren. Wenige, wenn überhaupt einer, hat jemals Zeit in einer solchen Gemeinde verbracht, dessen Charakter das Gemeindeleben des ersten Jahrhunderts gleicht, wo ihre Schwächen und blinde Flecken auf gleicher Ebene mit anderen aufgedeckt wurden. Stattdessen waren die meisten von ihnen Teil einer institutionellen Kirche und starteten einen unabhängigen Dienst ohne geeignetes Training und ohne Sendung. Watchman Nee bemerkte einmal: „Die heutige Tragödie der christlichen Arbeit ist, dass so viele der christlichen Arbeiter einfach hinausgegangen sind, ohne dass sie gesandt wurden.“  

Das Neue Testament zeigt uns niemals eine solche Situation. 

Was das betrifft, habe ich bisher keinen dieser selbst ernannten Apostel gesehen, der solche Gemeinden gepflanzt hat, die sich entsprechend des neutestamentlichen Musters versammeln. (Sollte dieser Mensch doch existieren, dann möchte ich ihn unbedingt treffen. Ich sage das offen und ehrlich.) Um mein Anliegen in einer Frage auszudrücken: Wo sind die Gemeinden, die von den „Neuen Aposteln“ gepflanzt wurden, die sich ohne Klerus um das Haupt Jesu Christi versammeln, deren Mitglieder sich in der Tiefe kennen und die Tiefen des Christus erfahren haben, wo Entscheidungen von der Versammlung selbst getroffen werden und wo jeder als Glied am Leib funktioniert ohne die Kontrolle, Direktive, dem Drängen und der Dominanz von Menschen? Genau das sind die Kennzeichen eines echten apostolischen Dienstes (1. Kor. 9,2; 2.Kor. 3,1-4).Noch mehr enttäuschend ist, dass sich jeder dieser Apostel der neuen apostolischen Bewegung verbissen an Gemeindepraktiken festklammert, deren Wurzel in heidnischen Traditionen liegen. Indem sie diese verteidigen, verhindern sie damit die Leiterschaft Jesu Christi und die volle Funktion Seines Leibes, wie es auch in den letzten 1800 Jahren geschah. (Wenn du diesen Satz nicht nachvollziehen kannst, dann empfehle ich dir mein Buch Pagan Christianity: The Origins of Our Modern Church Practices = „Heidnisches Christentum, der Ursprung unserer modernen Gemeindelebens“. Das Buch zeigt auf, dass die meisten unserer Gemeindepraktiken keine Grundlage im Neuen Testament haben. Sie haben sich aus heidnischen Traditionen entwickelt und sind geistlich kontraproduktiv.)  

Was waren die Auferstehungsgaben im Ersten Jahrhundert? 

Als die Auferstehungsgaben als authentischer Ausdruck im Gemeindeleben erschienen, war ihre Hauptaufgabe die Ernährung und Ermutigung der glaubenden Gemeinschaft, die Hinführung  zur geistlichen Reife und zur Einheit und das die Funktion des einzelnen Gliedes am Leib hergestellt wurde. Der Erfolg dieser begabten Menschen lag in deren Fähigkeit, die Heiligen für das Werk des Dienstes zu ermächtigen und zu mobilisieren. In dieser Art gaben die Epheser 4 Auferstehungsgaben die nötige Zurüstung, damit der Leib Gottes ewigen Zweck erfüllen kann (Griechisch: katartismos = fähig machen, reparieren, ausbessern) Diese Zurüstung kommt nicht durch das Abhalten wöchentlicher Predigten mit einer passiven Zuhörerschaft. Es geschieht auch nicht durch Einzelne, dessen Gaben während des Gottesdienstes vorherrschend sind.Die Auferstehungsgaben sind keine Ämter, die mit besonderer Autorität ausgestattet sind. Sie sind auch keine formalen Positionen. Der griechische Text gibt ihnen keinen bestimmten Artikel, weder in Epheser 4 noch in andern Schriftstellen. Und sie wurden niemals als Titel benutzt und bezogen sich auf keine Ämter. Vielmehr sind es Personen mit besonderer Befähigung, geschaffen, um die Dienste ihrer Geschwister zu entwickeln. (Bemerkung: Das Wort „Amt“ in Apg. 1,20; Röm. 11,13; 12,4 und in 1 Tim.3,1.10.13 ist eine Fehlbezeichnung). Es wurde von einigen Übersetzern hinzugefügt. Im Römertext bedeutet das Wort „Dienst“ und „Funktion“. Sie sind keine soziologische Nischen, die jemand ausfüllt.)   

Apostel 

Apostel sind überlokale, reisende Wanderprediger. Sie sind Menschen, ausgesandt vom Herrn und einer besonderen Gemeinde, um Gemeinden zu pflanzen. Eine Gemeinde ist eine Gemeinschaft von Gläubigen, die sich um die Leiterschaft Jesu versammelt und deren Glieder gleicherweise an Treffen, Dienstfunktionen und Entscheidungsfindungsprozessen teilnimmt. Apostel setzen die Gemeinde frei, indem sie diese gebären. Sie helfen ihr auch, auf eigenen Füßen zu gehen. Vertrauenswürdige Apostel wuchsen in einer Gemeinde vom Stil des ersten Jahrhunderts heran - nicht gleich als Leiter - bevor sie ausgesandt wurden, um Gemeinden der gleichen Art zu gründen.  

Propheten 

Das sind Menschen mit einer klaren Vision über Jesus Christus, die fähig sind dies deutlich zu kommunizieren. Propheten befähigen die Gemeinde, in dem sie ihr das Wort des Herrn präsentieren. Manchmal werden ihre Worte einfach Christus offenbaren, um Ermutigung, Inspiration und Beistand weiterzugeben. Ein anderes Mal werden ihre Wort eine verloren gegangene Vision hervorholen. Sie werden nach den Dingen suchen, die aus Gottes Sicht vergessen wurden und außer Sichtweite gerieten. Manchmal bestätigen die Propheten die Gaben und Berufungen der anderen Christen. Und manchmal bereiten sie die Gemeinde auf kommende Verfolgungen vor.  

Evangelisten 

Evangelisten helfen der Gemeinde in der richtigen Art und Weise die Gute Nachricht den Verlorenen zu predigen. Sie sind furchtlose Typen, wenn es darum geht, zu Ungläubigen zu sprechen. Und sie haben eine echte Leidenschaft für Unerrettete.  

Hirten/Lehrer

Sie sind zwei Seiten der selben Gabe. In Epheser 4,11 werden die Apostel, Propheten und Evangelisten separat aufgezählt, während Hirten und Lehrer zusammengefügt erwähnt sind. Darüber hinaus steht vor jedem drei ersten Dienste das Wort „einige“, während es sich bei Hirten und Lehrer zusammengezogen auf beide bezieht. Daraus kann man ableiten, dass Hirten/Lehrer eine Gabe ist.Als Hirten zeigen diese Christen eine tiefe und deutlich erkennbare Sorge für das Volk Gottes. Diese Fürsorge ist verbunden mit einem herzlichen Verlangen nach Heilung der Wunden hat. Als Lehrer haben sie eine Fähigkeit das Volk Gottes in geistlichen Dingen klar zu unterrichten. Die Hauptaufgabe der Hirten/Lehrer ist es, der Gemeinde in Krisenzeiten weiterzuhelfen (hindurchführen). Durch die Auslegung der Schrift (Lehre) offenbaren sie Jesus Christus und erhellen und kultivieren damit das geistliche Leben der Gemeinde. Das Hindurchführen (sheperding) ist die vertrauliche Seite ihres Dienstes, während Lehren die öffentliche Seite ist. Entsprechend des Neuen Testaments, dienen Hirten auf den Gemeindetreffen auf der gleichen Ebene wie alle anderen Gemeindeglieder (1.Kor. 14,26; Hebr. 10,24-25). Sie fungieren auch nicht als Geschäftsführer, Kontrolle oder Direktive für die Gemeinde. Und sie sind niemals mit Titel wie „Geehrter“, „Bischof“ oder „Pastor“ ausgezeichnet. Die Auferstehungsgaben sind nicht zu vergleichen mit den lokalen Leitern. Entsprechend des Neuen Testaments kommt die Leiterschaft eine lokalen Versammlung aus drei Quellen. Am Anfang kommt sie vom Gemeindegründer (bzw. dem apostolischen Dienst). Am Anfang gibt der Gemeindepflanzer eine starke Leitung, aber er rüstet die Gemeinde zu und arbeitet sich damit selbst aus seiner Aufgabe als Leiter heraus. Dann geht die Leiterschaft auf alle Gläubige der Gemeinde über, die dann gemeinsam Entscheidungen treffen und sich gegenseitig dienen. Nach einer bestimmten Zeit werden einige, die geistlich mehr gewachsen sind als andere, sichtbar und beginnen stärker zu dienen. Ihr Dienst hat sich zur Aufsicht entwickelt, welcher mehr einer passiven Rolle entspricht. Das Neue Testament spricht hier von „ältere“ oder „Älteste“. Apostel, Propheten, Evangelisten, und Hirten/Lehrer können Älteste sein, oder auch nicht. Aber alle Ältesten habe die Gabe zu Leiten. Einige werden in der Öffentlichkeit lehren. Keine dieser Gaben dominiert die Gemeindetreffen, in deren Versammlungen durch die freie Funktion eines jeden Gliedes Christus sichtbar werden soll (1.Kor. 14,26). Konsequenterweise ist es eine unbiblische Sache, wenn Apostel, Propheten, Evangelisten, und Hirten/Lehrer die Versammlungen beherrschen.  

Der Irrtum über Titel und Ämter 

Die Vorstellung, dass Apostel, Propheten, Evangelisten und Hirten/ Lehrer Diensttitel sind, ist eine nachbiblische Erfindung. Es ist sogar eine antibiblische Erfindung! Es ist traurig und leider weit verbreitet, zu hören, wie Männer und Frauen diese biblischen Ausdrücke als Titel gebrauchen. „Apostel Tommy und „Prophet Wilma“, „Bischof Jaquanza“, „Pastor Rotunda“ und „Evangelist Billy- Bob“, all diese Bezeichnungen treffen auf die Aversion des Herrn gegen Titel und Positionen, welche ein Kennzeichen für die jüdische Geisteshaltung der damaligen Zeit sind.  Denken wir an seine Worte:„Ihr aber, lasst ihr euch nicht Rabbi nennen; denn Einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder. Ihr sollt auch nicht jemanden auf der Erde euren Vater nennen; denn einer ist euer Vater, nämlich der im Himmel. Lasst euch auch nicht Meister nennen; denn einer ist euer Meister, der Christus. Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein. Wer sich selbst erhöhen wird, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigen wird, wird erhöht werden (Mat. 23,8-12, rev. Elberfelder Übersetzung) Wenn wir das zusammenfassen, was uns Christus lehrt, kommen wir zu dieser Schlussfolgerung:

 Solche Titel verdunkeln die Ehre, die allein Jesus Christus gebührt und verzerren die Offenbarung, des Neuen Testaments, die uns zeigt, dass alle Christen Diener und Priester sind. Und weiter: ... „Die Könige der Nationen herrschen über sie, und die Gewalt über sie üben, lassen sich Wohltäter nennen. Ihr aber nicht so! Sondern der Größte unter euch sei wie der Jüngste und der Führende wie der Dienende. (Luk. 22,25-26; rev. Elberf. Übers.)Das griechische Wort für „Ausüben von Autorität“ heißt in Matthäus katexousiazo. Es ist eine Kombination aus zwei griechischen Worten. Kata, das heißt „von oben herab“ oder „über“. Und exousiazo, das bedeutet „Autorität ausüben“. Der Herr benutzt auch das Wort katakurieuo in dieser Passage, das meint „herrschen über“ andere. Jesus verdammt in dieser Passage nicht die unterdrückende Leiterschaft als solche. Nein, er richtet sich gegen die hierarchische Form der Leiterschaft, die unsere Welt dominiert. Das muss wiederholt werden. Jesus verdammte hier nicht einfach tyrannische Leiter, sondern er verdammt die hierarchische Form der Leiterschaft an sich.

Was ist denn diese hierarchische Form der Leitung? Es ist der Leiterschaftsstil der seine Wurzeln in der Idee hat, dass Kraft und Autorität von Oben herabfließt. In der Essenz ist diese Form aufgebaut auf der sozialen Struktur einer Kommandokette. Die Hierarchische Leitung ist auf ein weltliches Konzept von Autorität und Macht aufgebaut. Das erklärt, warum sie in jeder traditionellen Bürokratie beheimatet ist. Sie war auch in den bösartigen Ausprägungen der Burgvögte zur Zeit des Feudalismus und in dem Verhältnis zwischen Herr und Sklave zu Hause. Sie ist auch in den höchsten Ebenen des Militärs und der Organisationsstrukturen Amerikas zu finden. Weil der hierarchische Leiterschaftsstil blutleer ist, wirkt er sich auch schädlich auf die  Kinder Gottes aus. Denn er bewirkt, dass die Beziehungen von Verdammnis geprägt werden. Damit meine ich solche Beziehungen, die entsprechend einer militärischen Kommandostruktur geordnet sind. Solche Beziehungen sind dem Denken und der Praxis des Neuen Testaments fremd.  Hierarchische Leiterschaft ist in allen heidnischen Kulturen am Werk. Bedauerlicherweise wurde sie auch von den meisten christlichen Kirchen heute angenommen. Wenn man alles zusammenfasst, was der Herr über Leiterschaftsstile gelehrt hat, rücken folgende Dinge in unser Blickfeld.

·         In der Welt operieren Leiter auf der Ebene einer politischen Kommandostruktur. Im Königreich Gottes fließt Leiterschaft aus kindlicher Milde und Hingabe zum Dienst.

·         In der Welt basiert Autorität auf Position und Rang. Im Königreich Gottes basiert die Autorität auf einem gottgemäßen Charakter. Bedenken wir, wie Christus einen Leiter beschreibt: „der wird ein Diener sein,“ und „der wird der Jüngste sein.“ In den Augen unseres Herrn geht das Tun dem Sein voran. Und das Tun fließt aus dem Sein. Sagen wir es anders, die Funktion folgt dem Charakter. Jene die Dienen, tun es, weil sie Diener sind.

·         In der Welt wird Größe an Prominenz, äußerer Macht und politischem Einfluss gemessen. Im Königreich Gottes wird Größe an innerer Demut und an äußerer Dienerhaltung gemessen.

·         In der Welt nutzen Leiter ihre Position um über andere zu regieren. Im Königreich Gottes werden Leiter anerkannt, weil sie sich verdient gemacht haben. Sie empfehlen sich selbst „als die Jüngeren“.

·         Kurz gesagt, hierarchische Leiterschaftsstrukturen charakterisieren den Geist der Welt. Deshalb steht das Annehmen dieser Strukturen im Widerspruch mit dem Christentum des Neuen Testaments. Unser Herr beschönigt die Worte nicht, indem er vorbehaltlos die heidnische Vorstellung von Leiterschaft verschmäht. Denn er sagt einfach: „Unter euch ist es nicht so“.  

Alles in Allem gibt es da keinen Raum in der Lehre Jesu für den hierarchischen  Leiterschaftsstil, der die modernen Kirchen charakterisiert. Der so genannte fünffältige Dienst ist nicht eine Gruppe von Titeln oder Ämter. Dieses Ego- fördernde Dienstmodell passt nicht zusammen mit der ursprünglichen Einfachheit der Gemeinde und dem gegensätzlichen Königreich Jesu Christi. Es verhindert das Wachstum der Kinder Gottes. Es verhindert das Funktionieren der Priesterschaft aller Gläubigen. Es zerreist das Bild der Gemeinde als Familie. Und es engt die Leiterschaft Christi ein. Deshalb „ist es nicht so unter“ jenen, die den Namen des Retters tragen.   

Ein Artikel von Frank Viola Copyright 2005 Present Testimony Ministry