Apostolische Fundamente, Arthur Katz

Arthur Katz zum Thema „Apostolische Fundamente“

„Ich habe großen Respekt vor dem Wort apostolisch. Seine Bedeutung zu verlieren heißt, den Glauben selbst zu verlieren. Es ist ein ultimatives Wort, ein Wort, das von den blassen Beschreibungen und Hülsen befreit werden muss, die religiöse Menschen ihm gegeben haben. Es ist ein Wort, das verrostet ist und wiederhergestellt werden muss – und dies wird einen hohen Preis kosten.

Wie bei jedem großen biblischen Ausdruck finden wir ihn nicht in einem Lexikon erklärt. Und: wir werden die Bedeutung nicht finden – sie wird uns finden! Es geht darum, die Echtheit dieses Wortes, das, was es für die erste Kirche bedeutete, wiederzuerfassen. An ihrem Anfang war die Kirche apostolisch – und sie wird es auch wieder am Ende ihrer Geschichte sein. Eine Kirche mit apostolischen Grund ist ein Verbund aus Menschen, dessen zentraler Antrieb und Lebensprinzip, Wesen und Dienst nur aus einer einzigen Sache besteht: einer radikalen und totalen Eifersucht für die Ehre Gottes. In der Auseinandersetzung mit dem Apostolischen möge daher etwas in unseren Geist und das Mark unserer Existenz kommen, das uns niemals loslassen wird.

Aus Ermangelung einer wahrhaft apostolischen Kirche sind Selbsthilfegruppen entstanden, christliche Werke, Missionsgruppen, die bestenfalls temporären Charakter haben können und die unter Gottes zeitweiliger Zulassung stehen. Gott wacht eifersüchtig über dem Begriff des Apostolischen. Denn wenn die Kirche tatsächlich auf dem Fundament der Apostel und Propheten auferbaut ist, dann müssen wir dieses Wort in seiner tiefsten Bedeutung zu verstehen suchen. Sonst werden wir niemals Teil dessen werden können, was in seiner Essenz die Kirche wirklich zur Kirche von Jesus Christus macht.

Die griechische Wurzel des Wortes apostolisch ist apostolos, und bedeutet „der Gesandte“. Das, was nicht wirklich von Gott gesandt wurde, kann auch nicht ausrichten, wozu es von Gott gesandt wurde. Wie gesandt ist das, was wir derzeit tun? Wie apostolisch ist es? Wenn wir auf die Frucht des Handelns der Kirchen und Werke sehen –was sehen wir wirklich?

Moses, der Apostel: (Ex 3,1-15) „Ich, der ich dich gesandt habe“
Moses und Paulus waren zwei große Meister-Bauer; Schlüsselfiguren in den Absichten Gottes, die das Volk Gottes nicht nur aus der Sklaverei herausführen sollten, sondern hineinführen in ein Land, in dem Milch und Honig fliesst. Es reicht nicht aus, Menschen nur zu befreien, sondern sie müssen auch hineingebracht werden in das verheißene Land! Moses, obwohl von Gott berufen, war lange Zeit nicht qualifiziert, ein Befreier zu sein. Es mangelte ihm an Furcht Gottes, an Bewusstheit über die Gegenwart Gottes. Er war zu horizontal orientiert, im Diesseits zuhause. Dadurch sehen wir nur die Not – aber noch lange nicht Gott. Nur eine Not zu sehen, einen Bedarf, und diesen dann zu stillen ist keinesfalls eine Begründung für christliche Aktivität. Wir müssen aufsehen auf Gott, sonst drehen wir uns aktiv im Kreis. Es gibt nichts, was dem Handeln Gottes massiver im Weg steht als gut gemeinte menschliche Absichten, die aus humanistischem oder religiösen Eifer entstehen.

Und so müssen diese menschlichen Absichten sterben, sonst stehen sie Gott im Weg. Der Weg dazu ist unser Tod. Und nichts ist tödlicher als Warten. Scheinbar tatenloses Warten. Moses bei den Schafen, Paulus in der Wüste, in Tarsus. Wer aus Ungeduld zu handeln beginnt – oder weil die unruhige Gemeinde ein Programm will, verspielt nicht nur sein geistliches Erstgeburtsrecht. Ungeduld, Eigenwille, religiöse Ambitionen, die Notwendigkeit, etwas zu tun – und dabei beobachtet zu werden, dass und wie man es tut, der Wunsch anerkannt und respektiert zu werden – all das ist der Tod für die wahren Absichten Gottes.

Als Moses deshalb mit 80 Jahren fragte: „Wer bin ich, das du mich senden solltest?“, da war Moses ein alter, gebrochener Mann, der sich nicht länger auf seine menschlichen Qualifikationen verlassen konnte. Seine Hände waren leer, sein Ruf dahin, seine Kraft vorbei, niemals würde er in der Lage sein auch nur daran zu denken, das Volk Gottes aus der Versklavung zu retten. Und doch ist kein Mann besser für eine solche Aufgabe qualifiziert als der, der von ganzem Herzen felsenfest davon überzeugt ist, dass er disqualifiziert ist. Hier ist Gott am Werk: er disqualifiziert uns, bevor wir uns qualifizieren können. Und nur deshalb konnte Mose schließlich handeln, nicht weil er die Not sah und er dann verantwortlich handelte, sondern einzig und allein, weil er auf die Sendung von Gott reagieren konnte der sagte: „Ich habe das Schreien von Israel gehört“. Deshalb ist die Grundlage für unser Gehen nicht unser Sehen, sondern Gottes Senden – zum Zeitpunkt und zu den Bedingungen, die er bestimmt – und sonst niemand.“

Aus dem Buch "Auf der Grundlage der Apostel" (ISBN 3-932994-05-1)