Brauchen einfache Gemeinden Leitung? Richard Schutty

 

Ich glaube, dass bei Entscheidungsfindungen, Orientierung und Vision weniger die richtige Methode das Problem ist, als mehr die Herzenshaltung der Hausgenossen. Wenn es den Leuten in der Hausgemeinde nicht um Politik geht, damit meine ich, bestimmte Personen und ihre Haltung zu stärken sondern wenn es ihnen vielmehr darum geht, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun und selbst zurückzutreten, dann ist es kein Problem in Einheit eine Entscheidung zu treffen und danach zu leben. In kleinen überschaubaren Hausgemeinden ist das wesentlich leichter zu handhaben. Es ist hier einfacher im Gespräch und im Gebet einen Konsens zu finden. In unserer Hausgemeinde ist das auch mehrfach in schwierigen Fragen gelungen. In großen Pastorengemeinden ist das eher problematisch. Ich bin deshalb froh, dass ich in einer HG bin, wo wir das so lernen und praktizieren können.
Ich sehe vier Prinzipien, bzw. Grundvoraussetzungen für Entscheidungsfindung und Orientierung in der Gemeinde. Es sind vier Aspekte, die in einer Gemeinde zur Wirkung kommen sollen, damit der Wille Gottes für die Einzelnen und für die ganze Gemeinde geschehen kann:

1. Der kooperative Leib Jesu.

2. Die Leitung und Führung durch den Heiligen Geist.

3. Die Autorität der Heiligen Schrift für die Gemeinde..

4. Die Ältesten, als Aufseher und Hirten der Gemeinde.

Ich will in nachfolgenden Beiträgen diese vier Aspekte betrachten:

1. Der kooperative Leib Jesu.

Die Bibel erwähnt insgesamt 9 Mal im Neuen Testament, dass die Gemeinde der Leib Jesu ist. Drei Mal wird dabei hervorgehoben, dass Jesus auch das Haupt dieses Leibes ist. Wir wissen, dass jeder lebendige Körper durch das Haupt (den Kopf, bzw. das Gehirn) gesteuert wird. Wenn das nicht mehr, oder nicht mehr richtig funktioniert, gibt es Probleme für den ganzen Organismus, schlimmstenfalls wird er sogar sterben.
Wir alle sollen als Christen intakte und miteinander verbundene Glieder am Leib Jesu sein, in unterschiedlicher Art und Weise funktionieren und uns gegenseitig ergänzen (s. 1.Kor.12). Wenn diese Körperfunktionen in Harmonie ablaufen sollen und ein gesundes Körperwachstum geschehen soll, dann muß die Steuerung des gesamten Leibes durch das Haupt gewährleistet sein. Alle Glieder sind dabei auf das Haupt, bzw. auf das Gehirn gerichtet und mit ihm verbunden, so dass Informationen und Botenstoffe in den ganzen Leib gelangen können. Ähnlich verhält es sich mit dem Herzen und dem Blutkreislauf, der alle Teile des Körpers mit Nahrung versorgt. Jesus muß auch unsere Mitte, unser Herz sein. Mehrmals spricht die Bibel sehr klar über die Leibstruktur der Gemeinde:

1. Unterschiedliche Gaben

In Römer 12.3-8 lehrt Paulus, dass wir Glieder eines Leibes sind und als solche unterschiedliche Gaben (griech. charismata) von Gott bekommen haben. Diese Gaben, die ich als natürliche Gaben, Schöpfungsgaben oder als Motivationsgaben bezeichne, wurden uns von Gott als Veranlagung gegeben, sie beinhalten die Befähigung zu bestimmten Aufgaben und Tätigkeiten in der Gemeinde. In Vers 4 wird hier eingangs das griechische Wort prasso (Aufgabe, Tätigkeit, Arbeit) benutzt, von dem das Wort Praxis abgeleitet ist. Gemeint sind damit die verschiedenen Praxisfelder der Gemeinde, Arbeitsbereiche, die zu unserer Veranlagung passen und die wir durch richtige Einschätzung (V.3) finden sollen. Es sind diejenigen Tätigkeitsfelder, die am besten zu unseren Fähigkeiten und zu unserer Person passen. Eine dieser Aufgaben in der Gemeinde umfasst auch die Leitung.

2. Glieder eines Leibes

In 1.Kor.12 steht, dass wir alle in einen Leib hineingetauft wurden und somit untereinander Glieder eines geistlichen Leibes sind. Der Heilige Geist teilt jedem einzelnen Glied seine Impulse, seine Gaben (griech. charismata pneumatikos) so mit, wie er es will, aber es soll zum Nutzen aller in der Gemeinde sein (V.7/11). Man spricht hier auch von Manifestationen des Heiligen Geistes (V 7). Beim Zusammentragen dieser Gaben wird der ganze Leib erbaut und erhält Weisung und Führung, nicht durch besondere natürliche Begabungen, und nicht durch die Leitungsstärke einzelner Personen, sondern durch die vom Heiligen Geist mitgeteilten Manifestationen, die durch die einzelnen Gläubigen fließen. Als zum Beispiel die Gemeindeleitung in Antiochien betete und fastete, sprach der Heilige Geist: „Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe“ (Apg.13,1). Durch eine oder mehrere Personen floss hier die Manifestation des „Wortes der Erkenntnis“, um die ganze Gruppe in die vorbereitete Richtung zu leiten.  Beim Zusammenwirken der geistlichen Gaben ist es wichtig, dass der Heilige Geist und nicht Menschen die Ordnung bestimmen dürfen, sonst gibt es Chaos. Es muß in der Gemeinde schrittweise eingeübt werden, dass auch starke Persönlichkeiten lernen, sich zurückzuhalten, damit die Gabe des Heiligen Geistes mitwirken und entscheiden kann.

3. Die Dienste der Gemeinde

In Eph. 4 lesen wir, dass Jesus seiner Gemeinde zusätzlich auch spezielle Dienste (diakonia) gegeben hat, damit der ganze Leib zum Dienst zugerüstet und auferbaut wird. Da gibt es also im Leib eine besondere Kategorie von Gaben, griech. doma (Gegebene), die sich von den anderen Gaben unterscheiden. In Vers 8 heißt es, dass Jesus seiner Gemeinde spezielle Gaben gegeben hat, in dem er Menschen für sie eingesetzt oder bestellt hat. Diese sind dazu da, alle Glieder der Gemeinde zu trainieren (V.11), damit diese wiederum in ihren Gaben effektiv wirken können. Hier handelt es sich also nicht um bestimmte Tätigkeiten und Arbeiten, die einzelne gut können und es geht auch nicht um die Manifestationen des Heiligen Geistes, die zum Nutzen aller gegeben wurden, sondern es geht hier um bestimmte Personen, die Gott erwählt hat, um der gesamten Gemeinde mit ihrem Leben zu dienen. Ihre Berufung ist es, ganz für den Leib Jesu da zu sein, und als ein spezieller Dienst zu funktionieren. In ihrer Vorbildwirkung und Tätigkeit für alle geben sie Orientierung und Weisung für das Verhalten und auch für die Richtung, in die sich die Gemeinde bewegen soll.

4. Eine göttliche Ordnung

Eph. 4,15-16 und Kol. 2,19 zeigt uns nun, dass der ganze Leib vom Haupt aus, mit seinen Gliedern von den Gelenken und Bändern zusammengehalten wird und wird und jedes einzelne Teil am Leib dadurch unterstützt wird und die entsprechende Hilfe zum Wachstum Gottes erhält. Die Gelenke und Bänder haben also innerhalb des Leibes eine besondere Funktion, was das Wachstum des ganzen Leibes betrifft. Sie dienen allen und befähigen alle Glieder, damit sie ihren Dienst richtig ausführen können. Das ist genau das, was wir vorher in Epheser 4.11f über die fünf Dienste gesagt haben, die Gott gegeben hat, um den ganzen Leib zuzurüsten und aufzuerbauen.
Es gibt also innerhalb der Aufgaben, Gaben und Dienste einer Gemeinde eine Ordnung, die das kooperative Leben des gesamten Leibes erst ermöglicht. Auch für jede Art von Entscheidungsfindung und Handlungsanweisung ist das von größter Wichtigkeit. Diese Ordnung ist keine Rangordnung und auch keine Bewertung sondern eine Beschreibung der Funktionsweise des Leibes. Sie zeigt auf, wie die unterschiedlichen Aufgaben und Funktionen miteinander koordiniert sind damit sie effektiv kooperieren können. Wenn es in 1.Kor.12.28 heißt, „Gott hat gesetzt in die Gemeinde erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer …“, dann meint Paulus damit nicht, dass einzelne Personen als Entscheidungsträger bestimmte Positionen innehaben sollen. Nein, er meint damit eine Abfolge, bzw. eine Reihenfolge der Dienste und Gaben für den Aufbau der Gemeinde. Zuerst legen die Apostel und die Propheten das Fundament der Gemeinde, sie legen den „Christus“ in die Herzen der Bekehrten (siehe Eph.2, 20). Danach folgt der Lehrer mit seiner wichtigen Arbeit, die jungen Christen entsprechend zu unterweisen. Das sehen wir deutlich in 1.Kor. 3.6-8, wo Paulus erklärt, dass er, als Apostel die neuen „Christenpflanzen gesetzt hat“ und danach der Lehrer Apollos kam, um diese kräftig mit seiner Lehre zu begießen.
Wichtig ist es, hier auch anzumerken, dass diese Reihenfolge in 1.Kor.12.28 den gesamten, überörtlichen Bereich der Gemeinde betrifft, also die Tätigkeit der Gemeindegründung und des Gemeindeaufbaus. Für die lokale Gemeinde ist eine andere Ordnung vorgesehen, die direkt danach wirksam werden soll, dazu werden wir noch später kommen werden.
Die Aufgaben und Tätigkeiten der Dienste unterscheiden sich also in Art, Funktion und Wirkungsweise grundlegend von den einzelnen Geistesgaben und von den natürlichen Gaben. Das ist wichtig für den gemeinsamen Weg bei Entscheidungssuche und Führung in der Gemeinde. Durch das Befolgen der Ordnungen, die Gott in den Leib gegeben hat, erfüllen wir schon die erste Bedingung zur Gesundheit und zum Wachstum des gesamten Leibes.
Das gesamte Bild des kooperativen Leibes sieht also wie folgt aus:
- Vom Haupt gehen die Impulse zur Leitung, Entscheidungsfindung, Koordination und Bewegung aus. Dort ist die oberste Schaltzentrale, wo alle Aktionen des Leibes seinen Anfang nehmen.
- Danach werden die Gelenke und Muskelbänder der Dienste aktiviert,
- damit dann die einzelnen Glieder zielgerichtet agieren können. Die Gelenke und Bänder koordinieren und stärken also den Leib, damit die Glieder ihre Funktionen und Tätigkeiten ausführen können. Beispiel: Der Kopf dreht sich durch ein besonderes Gelenk und durch die Unterstützung einiger Muskel nach rechts, damit das Auge nach einem bestimmten Gegenstand suchen kann. Oder: Das Schultergelenk hebt den Arm durch die Kraft der Muskel und das Ellbogengelenk streckt sich, damit die Hand nach einem erhöhten Gegenstand greifen kann. Würden die Gelenke und die Muskeln nicht die entsprechenden Bewegungen ausführen, könnten die Hand und die Finger den Gegenstand nicht greifen. Wir sehen, wie wichtig die Gelenke und Bänder sind, damit die einzelnen Glieder ihre Aktionen erfolgreich ausführen können. Aber immer nimmt die Bewegungsabfolge ihren Anfang bei einem Impuls, der aus dem Gehirn kommt. Der Impulsgeber muss in jedem Fall der Heilige Geist selbst sein, der die Gemeinde dann durch die Gelenke, Bänder und Glieder leiten wird.

2. Die Leitung und Führung durch den Heiligen Geist

Damit sind wir schon bei dem nächsten Prinzip zur Leitung der Gemeinde, die Wirksamkeit des Heiligen Geistes im kooperativen Leib. Natürlich sind die beiden Dinge untrennbar miteinander verbunden. Trotzdem wollen wir sie hier gesondert betrachten, um die besondere Bedeutung des Heiligen Geistes und seine Wirkungsweise herauszuarbeiten. Es sind die Impulse, die von der Schaltzentrale ausgehen

1. Der Heilige Geist will alle Glieder beteiligen und inspirieren.
„Der Heilige Geist teilt jedem aus, wie er will“, heißt es in 1.Kor. 1 Er ist also souverän in dem Setzen der Impulse zur Leitung und zum Wachstum des gesamten Leibes und lässt sich das von keinem Menschen vorschreiben. Gott will, dass jeder Heilige aktiv am Leben des Leibes mit seinem Anteil beteiligt ist und kooperativ im Leib mitwirken kann. Es soll deshalb in der Gemeinde im eigentlichen Sinne nur aktive Mitarbeiter geben, die vom Heiligen Geist Steuerung und Anleitung bekommen. Die Impulse gehen vom Haupt in die Gelenke, bis in die Glieder. Bedenken wir, „der Heilige Geist teilt aus, wie er will“. Jede Art von Passivität hat den Geruch des Todes an sich und bedarf besonderer Aufmerksamkeit.

2. Der Heilige Geist übernimmt die Koordination des Gemeindelebens.
Wenn wir ihm den nötigen Raum dazu geben, wird er die verschiedenen Impulse, die einzelnen Aktionen und die unterschiedlichen Tätigkeiten des Gemeindelebens zusammenführen und auf eine göttliche Richtung lenken, die den ganzen Leib auferbaut. In einer Besprechung von 11 Leitern, die wir kürzlich hatten, konnte eine wichtige Frage, in der eine notwendige Entscheidung getroffen werden musste, auch nach längerem Reden nicht geklärt werden. Bis ein junger Mann, offensichtlich inspiriert durch den Heiligen Geist, einen einfachen aber weisen Vorschlag machte. Augenblicklich lenkten alle Beteiligten ein und übernahmen ohne Diskussion diesen Vorschlag. Wir waren alle verblüfft über diese plötzliche Wendung.

3. Er leitet die Gemeinde in alle Wahrheit.
„Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen“ (Joh.16,13.14).
Mit diesen Worten meinte Jesus alle Gläubigen, nicht etwa nur einzelne Pastoren oder Leiter. Jeder Christ ist ein Priester und hat die Fähigkeit von Gott bekommen, Leitungen und Anweisungen des Heiligen Geistes zu hören. So steht z.B. auch in 1.Joh.2, 20.27: „Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wißt alles…. Die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt nicht nötig, dass euch jemand belehre, sondern wie seine Salbung euch über alles belehrt, so ist es auch wahr und keine Lüge; und wie sie euch belehrt hat, so bleibt in ihm.“
Gott befähigt jeden einzelnen Christen, von ihm zu hören. Es darf deshalb in der Gemeinde keinen blinden Gehorsam geben, sondern nur einen solchen, der aus Überzeugung kommt, dass das Gesagte und Geforderte Gottes Reden selbst ist. Das Schriftzeugnis und die eigene Erkenntnis, gelten als Bestätigung und Prüfung. Jeder Christ soll prüfen und unterscheiden. Als Gotteskind ist das der Stand der Selbständigkeit, den er erreichen soll. Dann erhält Leitung und Führung eine neue Dimension, nämlich die der Zusammenarbeit Vieler mit unterschiedlichen Gaben und Berufungen, um den Willen Gottes zu erkennen und zu tun.

4. Er bringt uns in den gemeinsamen Gottesdienst.
Auch was den Ablauf unserer Treffen und Versammlungen betrifft möchte der Heilige Geist durch alle wirken und ein gemeinsames Ganzes schaffen. So heißt es in 1.Kor. 14,26: „Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Sprache[nrede], hat eine Offenbarung, hat eine Auslegung; alles geschehe zur Erbauung.“
Bei einem unserer Gemeindetreffen erging die Frage an alle Beteiligten, wer denn ein Wort von Gott für unser Treffen habe. Es meldete sich unser schwächster Teilnehmer, ein leicht behindertes Gemeindemitglied, und zeigte uns ein Wort, das er von einem Plakat in der Straßenbahn abgeschrieben hatte. Das war genau das Wort, das Gott für dieses Treffen vorbereitet hatte.
Die Geistesgaben, die der Heilige Geist in die Gemeinde geben will sind vielfältig und dienen zur Gestaltung des Gottesdienstes und zur Auferbauung aller (so. 1.Kor.12,7). Die Gaben sind zum gemeinsamen Nutzen gegeben. Die Gemeinde ist also nicht dazu da, dass einige wenige, begabte und ausgebildete Kleriker das Gemeindeleben gestalten, und die anderen Mitglieder sozusagen als „Zuschauer“ dabei sind. Nein, alle haben den gleichen Stand untereinander und sind von Gott als Akteure eingesetzt. Die Zuschauer können allenfalls die Ungläubigen und die Unsichtbare Welt sein. In diesem Bibelabschnitt ist keine Rede davon, dass ein Leiter den Ablauf der Treffen durch seine Gaben oder Lehren bestimmen sollte. Der einzige Maßstab, den Paulus hier aufstellt ist: „Alles geschehe zur gegenseitigen Auferbauung“ Und einige Verse weiter sagt er: „Propheten aber sollen zwei oder drei reden, und die anderen sollen urteilen.“ Wieder sind hier viele an der Gottesdienstgestaltung beteiligt.

3. Die Autorität der Heiligen Schrift

Grundlage und Maßstab für alles Handeln in der Gemeinde ist der Wille Gottes, wie er uns in der Bibel mitgeteilt wird. Wir glauben an die göttliche Inspiration der Schrift und wir glauben daran, dass Gott in den vergangenen Jahrhunderten über sein Wort gewacht hat und wir es so wörtlich für unser Gemeindeleben übernehmen können (2.Tim.3,16). Wir brauchen keine zusätzlichen Offenbarungsinhalte zu den bereits gegebenen. Deshalb sind auch alle neuen Prophetien immer an dem prophetischen Zeugnis der Schrift zu messen und es darf dem nichts hinzutun oder hinweggenommen werden (Offb.22.18-19). Genauso, wie das Funktionieren des kooperativen Leibes Jesu untrennbar mit dem Wirken des Heiligen Geistes verbunden ist, so ist auch das Wort Gottes nur im Zusammenhang mit dem Heiligen Geist eine sinnvolle Hilfe für die Gemeinde. Sie gehören untrennbar zusammen.

1. Die Bibel ist das einzige und das richtige Handbuch für die Gemeinde.
Der Heilige Geist schließt uns das Wort zur Anwendung für das Gemeindeleben auf und gibt uns zu bestimmten Fragen und Problemen die entsprechenden Anweisungen, um uns zu helfen und uns zu leiten. Entscheidungen für alle Lebenslagen und für jede Situation in der Gemeinde können gut nach dem, was wir in der Bibel als Vorbild und als Lehre finden, getroffen werden. Die Bibel ist das einzige und das richtige Handbuch für die Gemeinde mit umfassenden Gebrauchsanweisungen und Regelungen für jede Eventualität. Sowohl das Alte, als auch das Neue Testament unterweist uns in einem heiligen und Gott wohlgefälligen Leben (2.Tim.3, 15-17)

2. Die Bibel ist der Rahmen innerhalb dessen sich das Gemeindeleben bewegt.
Alles Handeln und Reden der Gemeindeglieder muß mit den Aussagen des Wortes Gottes geprüft werden. Ob es um die Weitergabe von prophetischen Worten, um allgemeine Gemeindeaktivitäten oder um die Ausübung von Leiterschaft geht, es muß alles geprüft werden an den Aussagen der Schrift. Die Bibel ist der Rahmen in dem sich das ganze Gemeindeleben abspielt, es sind die Leitplanken, die den Weg abgrenzen, den wir als Gemeinde gemeinsam gehen. Alles was sich außerhalb der Schrift bewegt ist für die Gemeinde nicht relevant. Durch das Wort Gottes bekommen wir die nötige Korrektur und Leitung für unser persönliches und für unser gemeinsames Leben als Gemeinde. Da die Bibel allen Menschen zugänglich ist und manchen in ihrer eigenen Sprache noch zugänglich gemacht werden wird, schafft sie die Voraussetzung für das allgemeine Priestertum aller Christen. Jeder kann fähig werden, die Instruktionen der Bibel zu verstehen. Die Bibel ist das am meisten übersetzte und am weitesten verbreitete Buch der Welt. Sie ist keine Geheimbotschaft für einige Wenige und wird nicht von einer elitären oder klerikalen Priesterschaft verwaltet und kontrolliert, sondern ist der Allgemeinheit zugänglich und soll von allen auch für das Gemeindeleben genutzt werden.

3. In der Bibel ist die Energie für die Leitung der Gemeinde.
Die Bibel ist nicht vergleichbar mit allen anderen Büchern. In ihr stehen nicht nur Buchstaben, Theorien oder Geschichten, vielmehr begegnet uns in ihr die Person Jesu Christi, der seine Gemeinde recht führt und vorwärts bringt. Im Wort Gottes verborgen liegt die stärkste Energie des Universums, eine schöpferische Kraft, mit der Gott diese Welt geschaffen hat und auch die Gemeinde am Leben erhält und sie sicher durch alle Angriffe dieser Welt führen will.

4. Das Wort Gottes bringt die Gemeinde zur geistlichen Einheit.
Das Wort Gottes gibt uns Kraft, Energie und Stärke für das Leben als Christ. Es rüstet uns mit allem aus, was für die Nachfolge in dieser Welt notwendig ist. Jesus selbst sagte: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt“. So ist uns das Wort Gottes Nahrung für den inneren geistlichen Menschen, damit wir gemeinsam mit allen anderen Gliedern der Gemeinde das Wachstum Christi wachsen können. Durch das Wort Gottes erhalten wir als Gemeinde eine gemeinsame Ausrichtung. Ohne das Wort gibt es keine Zurüstung und Auferbauung (Eph.4,11-16) und jede Zurüstung und Auferbauung muß auf der Grundlage des Wortes geschehen.

4. Die Ältesten als Aufseher und Hirten der Gemeinde

In den Briefen des NT lesen wir, dass in den neu entstandenen christlichen Gemeinden immer auch einzelne Personen als Verantwortungsträger in Erscheinung traten. Zunächst geschah das informell und den jeweiligen Bedürfnissen und Erfordernissen entsprechend. Die Gemeindetreffen in den Häusern lehnten sich natürlicher-weise an die übliche Hausstruktur der orientalischen Familie (oikos) an. Der Vater des Hauses war in dieser Tradition die natürliche Autorität der Familie und wurde von allen akzeptiert und respektiert. Die ersten Gemeinden übernahmen die Familienstrukturen in dessen Hause sie sich trafen. Aus einigen Briefen des Paulus ist das deutlich zu erkennen (z.B. Eph.2, 19).
Die 12 Apostel besaßen wegen ihrer besonderen Beziehung zu dem Herrn Jesus eine ursprüngliche Autorität, welche über die Jerusalemer Gemeinde hinaus anerkannt wurde. Als die Zahl der Christen in der Stadt immer mehr zunahm und unübersichtlicher wurde, entschloss man sich, auch Diakone als zusätzliche Verantwortungsträger einzusetzen. Jahre später hören wir von Ältesten, die in Jerusalem und in Antiochien eine besondere Verantwortung für die Arbeit trugen. Zusammen mit den Aposteln beaufsichtigten sie die Geschicke der Gemeinden.
Feststehende Ämter und Positionen gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Der Terminus des Ältesten wurde aus dem Judentum übernommen, im Tempel und besonders in der Synagoge waren sie, zusammen mit den Priestern und Schriftgelehrten besondere Verantwortungs- und Würdenträger.

Der „neue Älteste“ der Gemeinde Jesu ist jedoch nicht mit dem jüdischen Ältesten zu vergleichen. Verantwortung, Leitung und Autorität gewinnt unter dem Einfluss des Evangeliums eine grundsätzlich neue Bedeutung. Im Neuen Testament finden wir auch verschiedene Begriffe für Personen, die innerhalb der Gemeinde Verantwortung ausübten. Teilweise sind sie untereinander austauschbar oder betonen besondere Aspekte und Aufgaben von Verantwortung und Autorität:

1. Ältester: presbyteros = Älterer, Alter, von Ansehen und Ehre, auch Botschafter, oder Sippenoberhaupt, Wurzel für das Wort Presbyter.
Die erste Erwähnung der christlichen Ältesten ist in Apg.11.30 – dann in Apg.15.2.4.22; 16.4; 20.17.28-30; 21.18; 1.Tim.5.17; Jak.5.14; 1.Petr.5.1; 2.Jo.1; 3.Jo.1 (Mitältester in 1.Petr. 5.1.)
Wichtig: Ältester wird in der Bibel immer in der Mehrzahl genannt. Offensichtlich gibt es keinen Ältesten der allein im Amt ist. Es geht immer um die Ältestenschaft bzw. den Ältestenrat der Stadt oder der Gemeinde.

2. Aufseher: episkopos = Beobachter, jemand der die Aufsicht hat, jemand der acht gibt. Auch Christus wird episkopos genannt (1.Petr.2.25)
Im Glauben bewährte Personen der Gemeinde wurden anbetracht ihrer beobachtenden Sorge für die Gemeinde so genannt (Apg.20.28; 1.Petr.5.2-3; Phil.1.1; 1.Tim.3.1.2.). Sie waren besondere Verantwor- tungsträger, beauftragt mit der geistlichen ”Aufsicht” der Gemeinde. Daraus entstand der Begriff „Bischof“, der später zum Titel für denjenigen wurde, der unter den Ältesten die Führung übernahm und später die alleinige Gemeindeleitung beanspruchte.
Um 100 n.Chr. Entstehung des „Monarchischen Episkopats“, der Vorläufer des christlichen Priesters und später des Pastors. (siehe mein Buch unten links: "Die erste Gemeinde - die frühe Kirche")

3. Hirte: poimen = Schafhirte, Schäfer, allein 7 Bibelstellen nehmen Bezug auf Jesus als dem guten Hirten, weitere 5 Stellen sind in anderem Zusammenhang. Das Verb poimaino = weiden hüten, kommt häufiger im NT vor. Es umfasst die ganze Aufgabe und Pflicht eines Schafhirten; Führen, Bewachen, Beschützen, Tragen der schwachen Lämmer, Fürsorge, Leiten zum Futter. Es ist immer auf den geistlichen Bereich ausgerichtet und meint die Tätigkeit der Ältesten u. Aufseher (Mt.2.6; Joh.21.16; Apg.20.28; 1.Petr.5.2; Jud12; Offb.7.17).
Die große Herde wird poimne genannt (Mt.26,31; Luk.2,8; Joh.10,16; 1.Kor.9.7) und kommt nicht im Zusammenhang mit den Ältesten und Hirten vor.
Die kleine Herde (Herdlein) wird poimnion genannt und zwar da, wo es um den Dienst der Apostel und der Ältesten geht (Luk.12, 32; Apg.20, 28.29 1.Petr.5,2.3). Das weist darauf hin, dass sich die Ältesten als Hirten die Aufsicht über mehrere kleine Gruppen geteilt haben.

Daneben spricht die Bibel im übertragenen Sinne noch vom:

Vorsteher: proistotes = Vorsteher, Oberster, Leiter, Regierer – enthalten in: proistemi = vorstehen, betreiben, sich befleißigen, arbeiten für, mühen, die Leitung inne haben (siehe auch die Bezeichnung für die Motivationsgabe Administrieren in Römer 12,8.) Des weiteren meint es auch dem eigenen Haus vorstehen (1.Tim.3,4.8.12) - in der Gemeinde arbeiten und vorstehen (1.Tim.5,17; 1.Thes.5,12)

Führer: hegeomai = Anführer, Wortführer, Sprecher, Regent, Gemeindeleiter (Mt.2,6; Lk.22, 26; Apg.7,10.22; Hebr.13,7.17.24; ) wird verwendet in 1.Tim. 5,13; 2.Petr.1,13 u.a... = Sorge tragen, denken, meinen halten für, achten auf, für recht halten ...
Biblische Führer sind weitsichtige Personen, die der Gemeinde vorausgehen, treue Menschen, die die Bedürfnisse der Gemeinde richtig einschätzen und sie umsichtig und selbstlos führen (Hebr.13, 7.17.24)

Verwalter: oikonomos = Haushalter, Hausherr, Schatzmeister, Kämmerer (Lk.12,42; 16,1.3.8; 1.Kor.4,1.2; Gal.4,2; Tit.1,7) - es bezeichnet auch die Apostel und Diener des Evangeliums, weil sie durch die Verkündigung das Heils in Christus das Geheimnis der Gnade Gottes (auch die Gnadengaben) verwalten und an die Menschen austeilen oder auch den einzelnen Glaubenden. Siehe auch oikos / oikonomia = Familie, Haus, Haushalt, Hausverwaltung

Vorbilder: typos = Bild, Muster, Prägung, Modell, Form, Typ (Apg.7,44;Hebr.8,5; Phil.3,17; 1.Thes.1.7; 2.Thes.3,9; 1.Tim.4,12; Tit.2,7; 1.Petr.5,3) Älteste müssen so leben, dass sie als Vorbilder in der Gemeinde gelten, damit sie ein Beispiel sind, dem die Gemeindeglieder nach- ahmen können – ein Beispiel für die Jüngerschaft

1. In Apg.20.17.28 spricht er die Ältesten von Ephesus an und ermahnt sie:
„Von Milet aber sandte er nach Ephesus und rief sich die Ältesten (presbyteros) der Gemeinde herüber...“. (konkordantes NT)
„...gebet acht auf euch selbst und auf das gesamte Herdlein ( poimnion), unter das euch der Geist, der heilige, zu Aufsehern (episkopos) gesetzt hat, zu Hirten (poimaino) die herausgerufene Gemeinde Gottes ...“. (konkordantes NT)
Paulus benutzt hier Worte wie Älteste, Aufseher und Hirten und meint damit die selben Personen.

2. In 1.Petrus 5,2 sagt der Apostel wörtlich (Urtext): „Den Ältesten unter euch nun spreche ich zu... hirtet das Herdlein Gottes unter euch, es beaufsichtigend (episkope), nicht genötigt, sondern freiwillig, Gott gemäß, ... (konkordantes NT)
In Vers 3 b sagt er dann: „...sondern indem ihr Vorbilder werdet des Herdleins“.
Petrus benutzt hier die Worte Älteste, Hirte, Aufseher, Vorbilder für die selben Personen.

3. In Titus 1.5.7 beauftragt Paulus den Titus, Älteste in Kreta einzusetzen:
„Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste einsetzen solltest, wie ich dir geboten hatte, ....
Denn der Aufseher muss untadelig sein, als Gottes Verwalter (oikonomos)...“.
Hier bezeichnet Paulus die gleichen Personen als Älteste, Aufseher und Verwalter.

4. In Hebr.13,7: „Gedenkt eurer Führer, .... Schaut den Ausgang ihres Wandels an und ahmt nach (mimeomai, mimetes) ihren Glauben! Vers 17:
„Vertrauet euren Führern und seid ihnen folgsam denn sie wachen für eure Seelen“.
die Führer sind Vorbilder und Aufseher über unsere Seelen

5. Weiter in 1.Tim.5,17 heißt es: „Die Ältesten, die gut vorstehen, sollen doppelter Ehre gewürdigt werden ...“.
Alteste sind gleichzeitig Vorsteher

6. 1.Petrus 2.18- 25 spricht von Jesus selbst, der für alle Leiter ein Beispiel ist:
„ ... Denn ihr gingt in die Irre wie Schafe, aber ihr seid jetzt zurückgekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen“.
und in1.Petrus 5,4 wird Jesus als Oberhirte bezeichnet.
Jesus gilt als das erste Vorbild, als oberster Hirte und höchster Aufseher.

Richard Schutty